Auto Union
Vier Ringe. Vier Marken. Eine Geschichte.
Die „Auto Union AG" in Chemnitz war der erste staatliche Automobilkonzern Deutschlands. Ihre Geschichte beginnt mit einer heute historischen Fusion, und sie endet mit dem Aufstieg einer neuen, heute weltberühmten Automarke - Audi. Und damals wie heute hat sie einen großen Teil ihres Erfolgs ihrem Motto zu verdanken: „Vorsprung durch Technik".
Die „Zschopauer Motorenwerke J. S. Rasmussen AG" war 1928 mit 65.000 produzierten Motorrädern der größte Motorradhersteller der Welt. Im selben Jahr übernahm deren Inhaber Jørgen Skafte Rasmussen die Aktienmehrheit der „Audiwerke AG", die ihren Sitz damals in Zwickau hatte. Aufgrund einer schlechten Finanzlage entwickelten Rasmussen und Richard Bruhn von der Sächsischen Staatsbank einen neuen, ambitionierten Plan.
Dessen Ziel war es, die Zschopauer Motorenwerke mit ihrer Tochter Audi und der ebenfalls mit Finanzproblemen kämpfende „Horchwerke AG" zu vereinigen. Zusätzlich wurde mit den „Wanderer-Werken" in Schönau ein Pachtvertrag für das moderne Fahrzeugwerk Siegmar abgeschlossen. Anschließend gründeten Rasmussen und Bruhn am 29. Juni 1932 die „Auto Union AG" in Chemnitz. Audi und Horch existierten jedoch weiterhin als eigenständige Marken. Als Auto-Union-Firmenzeichen dienten die vier, heute weltbekannten, ineinander verschlungenen Ringe als Symbol für die Marken Audi, DKW, Horch und Wanderer.

Von Audi bis Wanderer
Jeder macht, was er am besten kann
Die Arbeitsteilung war in der Auto Union klar. Das Zschopauer Werk, seinerzeit der weltgrößte Motorradhersteller, fertigte Motorräder der Marke DKW und Zweitaktmotoren für die DKW-Pkw. Das Zwickauer Audi-Werk produzierte den preiswerten DKW „Frontwagen" und läutete damit die Volksmotorisierung in Deutschland ein. Das Mittelklassesegment der Auto Union besetzten die Wanderer-Modelle aus dem Werk Siegmar und Audi bot Fahrzeuge der oberen Mittelklasse mit Frontantrieb an, produziert in den Horch-Werken in Zwickau. Im Luxussegment vereinigte schließlich Horch Prestige und Tradition und hatte im Deutschen Reich der 1930er Jahre mit mehr ca. 44 Prozent den höchsten Marktanteil.
Auf dem Pariser Salon 1931 erteilte Wanderer dem Konstruktionsbüro Dr. Ing. h. c. F. Porsche GmbH den Auftrag zur Konstruktion eines Rennwagens. Nach Gründung der Auto Union, wurde das Projekt durch die Werkssportabteilung übernommen. Die Mittelmotorwagen der Auto Union waren in der berühmten Silberpfeil-Ära (1934 bis 1939) die einzigen, die die starken Rennboliden aus dem Hause „Mercedes-Benz" besiegen konnten. Der Auto-Union-Rennwagen „Typ A" mit Sechzehnzylinder-V-Motor war der erste von ihnen. Bei den Mittelmotorwagen war das Antriebsaggregat hinter dem Fahrer angeordnet - ein brillantes technisches Konzept, das bis heute den Hochleistungsrennsport dominiert.
Neubeginn nach dem Krieg
Wie Audi nach Ingolstadt kam
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Auto Union zum Rüstungskonzern. Und nach Ende des Krieges 1945 stand die Ersatzteilversorgung für Auto-Union-Fahrzeuge via der vier Filialen in München, Nürnberg, Hannover und Freiburg (Breisgau) vor ihrem Ende. Das lag daran, dass bis auf das Werk in Berlin-Spandau alle Fabriken in der sowjetischen Besatzungszone lagen und ein Transport in den Westen nicht möglich war. Es wurde Zeit für einen neuen Plan.
Damit die Versorgung sichergestellt wurde, gründeten die Auto-Union-Inhaber im bayerischen Ingolstadt am 3. Dezember 1945 die „Zentraldepot für Auto Union Ersatzteile GmbH" - ein erster Schritt zum Neuanfang der Auto Union in der BRD. Und da die Auto Union AG aus dem Handelsregister gestrichen wurde, konnte Anfang September 1949 mit Krediten und Marshallplan-Hilfen die neue „Auto Union GmbH" gegründet werden.
Der Fortschritt geht weiter
Übernahme durch Daimler-Benz
Auf Drängen des Daimler-Benz-Großaktionärs Friedrich Flick übernahm im April 1958 die „Daimler-Benz AG" 88 Prozent des Stammkapitals der Auto Union GmbH. Diese war zu diesem Zeitpunkt nach VW, Opel, Daimler-Benz und Ford immerhin der fünftgrößte Pkw-Hersteller in Deutschland. Unter der Führung von Daimler-Benz machte die Auto Union weiter große Schritte. 1959 erschien der DKW „Junior" mit einem 34-PS-Dreizylinder-Zweitaktmotor. Ihm folgte 1961 der „Junior de Luxe" mit fast gleicher Karosserie und Motor, allerdings mit neuer „Frischöl-Automatik". Diese ermöglichte es, statt ein Benzin-Öl-Gemisch zu tanken, das Öl dem Treibstoff je nach Drehzahl und Last aus einem separaten Tank beizumischen. Der Nachfolger DKW „F12" war 1963 der erste Wagen seiner Klasse mit Scheibenbremsen. Die Motorleistung stieg auf 40 PS.
Im Auftrag von Daimler-Benz sollte in den 1960ern in Ingolstadt ein neuer Wagen mit Viertaktmotor entwickelt werden, jedoch verkaufte das Unternehmen 1964 die Auto Union an die „Volkswagenwerk AG" weiter. Da aber der Name DKW immer für Zweitaktmotoren stand, beschloss die Volkswagenwerk AG, stattdessen wieder die alte Marke Audi zu benutzen. Nur ein Jahr später kam, mit einem 1,7-Liter-Mitteldruckmotor ausgestattet, der erste „Audi" auf den Markt. Im Herbst 1968 wurde der Öffentlichkeit die letzte Neukonstruktion der Auto Union vorgestellt, der „Audi 100."
Was für eine Reise.