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Wanderer

Vielseitig. Einfallsreich. Kultig.

„Wanderer" war schon immer eine Art Alleskönner. Das Unternehmen produzierte alles, was mit Mechanik zu tun hatte - von Fahrrädern und Motorrädern über Autos und Lieferwagen bis hin zu Werkzeug- und Büromaschinen. Es gab scheinbar nichts, was Wanderer nicht herstellen konnte. Und noch heute steht die Marke Wanderer für Erfahrung und Qualität.

Die Geschichte der „Wanderer-Werke" beginnt, wie bei vielen Autoherstellern, mit Fahrrädern. Die waren im Jahr 1885 der neuste Trend. Das erkannten auch der Mechaniker Johann Baptist Winklhofer und der Werkzeugschlosser Richard Adolf Jaenicke. Entschlossen gründeten die beiden am 26. Februar in Chemnitz das „Chemnitzer Velociped-Depôt Winklhofer & Jaenicke". Dort verkauften und reparierten sie das neuartige Fortbewegungsmittel.

Kurze Zeit später begannen sie selbst, einige Hochräder herzustellen. Ab dem Winter bereiteten Winklhofer und Jaenicke dann die Serienherstellung in der Fabrik vor. Schließlich wurde aus ihrem Depot die „Chemnitzer Veloziped-Fabrik Winklhofer & Jaenicke". Nachdem die beiden 1894 ein neues, größeres Areal in Schönau bei Chemnitz erworben hatten, wurde ihr Unternehmen zu einem bedeutenden Akteur auf dem Fahrradmarkt. Sie hielten auch einige Patente, darunter die erste deutsche Zweigang-Nabenschaltung.

„Made by Wanderer"

Die Alleskönner der Maschinenherstellung

1896 erfolgte schließlich die Umfirmierung zur „Wanderer Fahrradwerke AG". Den Namen „Wanderer" entwickelten Winklhofer und Jaenicke aus der Übersetzung der Bezeichnung „Rover", die der Brite John Kemp Starley für seine Fahrräder gewählt hatte.

Frei nach dem Motto „dann macht man's halt selbst" stellte Wanderer ab 1898 auch Fräsmaschinen her. Der Grund dafür war schlichtweg, dass der damalige Fräsmaschinen-Markt den hohen Anforderungen Winklhofers und Jaenickes nicht gerecht wurde. Und die vielseitige Nutzung der Fabrik wurde fortgesetzt. Im Jahr 1904 begann dort die Serienproduktion von Schreibmaschinen der Marke „Continental" sowie von Rechenmaschinen. Es schien nichts zu geben, was Wanderer nicht bauen konnte. Auch ein erstes Motorrad erschien 1902.

Der Erfolg der Wanderer-Werke ließ nicht nach und das Unternehmen etablierte sich am Markt. Das Radsportteam etwa konnte einige sportliche Erfolge erringen und die sehr leise arbeitende Schreibmaschine Wanderer „Continental silenta" war mit ihrem einzigartigen Hebelwerk weltweit konkurrenzlos.

Das „Puppchen" startet durch

Wanderer steigt in die Automobilproduktion ein

Anfang des 20. Jahrhunderts begann bei Wanderer auch die Automobilproduktion. Ingenieur Eugen Buschmann bekam den Auftrag, einen Kleinwagen mit 12 PS und Kardanantrieb zu entwickeln und 1905 entstand der erste Prototyp des „Wanderermobils". Das zweite Modell verfügte zwei Jahre später bereits über einen Vierzylindermotor mit Wasserkühlung. Auf dem Berliner Autosalon im Jahr 1911 stellte Wanderer der Öffentlichkeit schließlich den Wanderer „5/12 PS Typ W 1" vor.

Der neue Wanderer ging in die Serienproduktion. Er bot Platz für zwei Personen, hatte eine Leistung von 12 PS und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h zu einem Preis von 3800 Mark. Aufgrund seiner geringen, praktischen Größe wurde er liebevoll „Puppchen" genannt. Winklhofer schrieb damals über das erste Wanderer-Serienautomobil:

„Wir hatten einen ganz niedlichen, kleinen Wagen im Auge, kleiner als alle bisher gebauten Wagen, niedrig im Anschaffungspreis, sparsam im Benzin-, Gummi- und Ölverbrauch, anspruchslos im Platzbedarf, aber großen Wagen gleich an Schnelligkeit und im Nehmen von Steigungen."

Das Modell wurde weiterentwickelt, vom „W2" mit 15 PS, der 1913 erschien, bis zum „W8 5/20 PS" aus dem Jahr 1926. Ein Jahr später eröffnete Wanderer ein zusätzliches Werk im Chemnitzer Vorort Siegmar, um die Automobilproduktion auszuweiten. Die Entwicklung und Konstruktion eines neuen Motors für den Puppchen-Nachfolger übernahm 1930 kein geringerer als Ferdinand Porsche. Beauftragt wurden ein Sechszylinder- und zwei Achtzylinder-Motoren. Allerdings fand nur ersterer seinen Platz in den 1931 erschienenen  Typen Wanderer „W 15 7/35 PS" und „W 8/40 PS". Wenig später zog sich Wanderer aufgrund interner Probleme aus der Automobilproduktion zurück.

Nach Aufnahme in die Auto Union

Wanderer glänzt mit schnellen Sportwagen

Auf Drängen ihres Kreditgebers, der Dresdner Bank, verkaufte Wanderer auch seine Lizenzen für die schweren Motorräder, die das Unternehmen bis dahin produziert hatte. Im Jahr 1932 entstand aus der Fusion der „Zschopauer Motorenwerke J. S. Rasmussen" (DKW) mit ihrer Tochtergesellschaft „Audiwerke AG Zwickau" sowie der „Horchwerke AG" die „Auto Union AG".

Im Zuge der Vereinigung schloss Wanderer mit dem neuen Konzern einen Kauf- und Pachtvertrag für sein modernes Werk in Siegmar ab. Dort produzierte die Auto Union Mittelklassewagen der Marke Wanderer, unter anderem den „W21", der auf dem Markt mit dem neuen Mercedes-Benz170" konkurrierte. Insgesamt bot die Marke Wanderer ab diesem Jahr eine breit gefächerte Modellpalette von sechs Karosserien mit drei Motoren an. Das erfolgreichste Modell war der „W24", von dem zwischen 1937 und 1940 über 22.000 Exemplare hergestellt wurden.

In den Jahren 1938 und 1939 fiel die Auto Union mit vier als Wanderer „Stromlinie Spezial" bezeichneten Sportwagen auf, die an der „Fernfahrt Lüttich-Rom-Lüttich" teilnahmen und prompt die Markenwertung gewannen. Die Modelle waren zweisitzige Roadster mit Aluminium-Karosserien auf dem Fahrwerk des Wanderer „W25". Übrigens: 2004 nahmen die Originalnachbauten der „Audi Tradition" wieder an der Fernfahrt Lüttich-Rom-Lüttich teil.

Umdenken nach dem Krieg

Wanderer macht, was es am besten kann

Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Enteignung in Ostdeutschland wagten die Wanderer-Werke einen Neuanfang in München. Es entwickelte sich die heutige „Wanderer-Werke AG", die jedoch die Automobilproduktion nicht wieder aufnahm. Ab den 1950ern konzentrierte sich das Unternehmen auf die Produktion von Büromaschinen, bis es 1967 von der Computerfirma „Nixdorf Computer AG" gekauft wurde und seitdem deren industriellen Kern bildete.

Im Jahr 1998 schloss sich letztlich der Kreis und Wanderer führte fort, womit Johann Baptist Winklhofer und Richard Adolf Jaenicke 1885 anfingen - hochwertige Fahrräder zu produzieren. Seit 2017 werden die Wanderer-Fahrräder von der „Herkules GmbH" vertrieben. Die Marke lebt also weiter und zeichnet sich heute wie damals durch ihre hohe Qualität aus.

Eine Leidenschaft zur Marke

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